Vor dem Herzog-Wolfgang-Haus wird an eine historische Persönlichkeit erinnert

Am 17. Februar dieses Jahres wurde die Bildtafel der „Pfalzgräfin Charlotte Friederike“ an die Stadt Meisenheim übergeben. Sie soll an ihre Rolle als Beschützerin der Stadt während des Pfälzer Erbfolgekrieges erinnern. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Charlotte-Friederike-Realschule plus Meisenheim erhielten eine Bildtafel, damit alle Interessierten lesen können, nach welcher Persönlichkeit die Schule benannt ist.
Richard Held, Vorsitzender der Bürgerstiftung, dankte Werner Keym als Ideengeber und Spender der Bildtafeln, Stefan Geib für die Herstellung der Metallhalterung, der Firma andré Blickkontakte für den Druck der Bildtafeln, den städtischen Arbeitern für den Aufbau und der Kreuznacher Diakonie für die Genehmigung, die Stele vor dem Herzog-Wolfgang-Haus aufzustellen. Andrea Schwahn, 2. Vorsitzende der Bürgerstiftung, gab einen kurzen historischen Überblick der Geschehnisse:
Charlotte Friederike hat rund 30 Jahre in dem damals als „Magdalenenbau“ bezeichneten Gebäude gelebt. Als Kind zog sie nach dem frühen Tod ihres Vaters, des regierenden Herzogs von Pfalz-Zweibrücken, mit Mutter und 2 Schwestern nach Meisenheim. Sie heirate mit 19 Jahren ihren Vetter, den Zweibrücker Erbprinzen Wilhelm Ludwig. In schneller Folge bekam das Paar 3 Kinder, die alle im ersten oder zweiten Lebensjahr starben. Erbprinz Wilhelm Ludwig starb bereits mit 27 Jahren, so dass Charlotte Friederike vor ihrem 22. Geburtstag zur Witwe wurde. Sie lebte weiterhin in Meisenheim. Schon zur Zeit der Eheschließung zogen drohende Wolken über dem Herzogtum Zweibrücken auf. Der französische König Ludwig XIV. hatte den sogenannten „Holländischen Krieg“ (1672-1678) begonnen. Dabei wurde auch Pfalz-Zweibrücken zum Schauplatz von Durchmärschen und Kämpfen und musste Kontributionen zahlen. Im Rahmen der sogenannten Reunion versuchte Ludwig XIV. später durch juristische Spitzfindigkeiten, Pfalz-Zweibrücken an sich zu bringen. Der Landesherr sollte dem französischen König den Lehnseid leisten. Als er dies verweigerte, wurde das Herzogtum zu großen Teilen durch französisches Militär besetzt. Frankreich erklärte den Herzog für abgesetzt und beanspruchte alle Einnahmen für sich.
Pfalzgräfin Charlotte Friederike bat nun Ludwig XIV., ihr das Witwendeputat weiterhin zu belassen. Daraufhin wurde sie am 13. Januar 1681 völlig überraschend von Frankreich mit den Oberämtern Zweibrücken, Lichtenberg und Meisenheim belehnt. Sie leistete nun der französischen Krone den geforderten Lehnseid. Daraufhin wurde alle Beamte der drei Oberämter und zusätzlich des vierten Oberamts Bergzabern auf Charlotte Friederike als Regentin verpflichtet. Diese Regentschaft dauerte aber nur wenige Monate bis Mai 1681.
Da starb der von Frankreich abgesetzte Herzog Friedrich Ludwig auf der Moschellandsburg. Sein rechtmäßiger Nachfolger war der schwedische König Karl XI.. Dieser war nicht bereit, das Herzogtum als französisches Lehen in Besitz zu nehmen oder an Frankreich zu verkaufen, sondern beharrte gegenüber Frankreich auf der vollständigen Rückgabe seines Herzogtums. Er drängte darauf, Charlotte Friederike als Statthalterin einzusetzen, was Ludwig XIV. bis 1693 verweigerte.
Pfalzgräfin Charlotte Friederike als Beschützerin der Stadt im Jahre 1689
Im Herbst 1688 entfesselte Ludwig XIV. den sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieg. Zur französischen Strategie gehörte die Verwüstung ausgedehnter Landstriche, um den Gegnern keine Versorgungs- und Verteidigungsmöglichkeiten zu überlassen.
Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges entging die Stadt Meisenheim am Ende des Jahres 1689 der Zerstörung durch französische Truppen, während viele andere Städte, Dörfer und Burgen an der Nahe, im Hunsrück und in der Nordpfalz um dieselbe Zeit demoliert oder sogar niedergebrannt wurden. Nach zeitgenössischen und späteren Zeugnissen spielten die Fürbitten der Pfalzgräfin-Witwe Charlotte Friederike (1653-1712) eine entscheidende Rolle bei der Rettung der Stadt Meisenheim.
Anfang November 1689 wollten die Franzosen in Meisenheim die Stadtmauern schleifen. Ein Bericht darüber erschien kurz danach in einer Münchener Wochenzeitung. Dass es glimpflicher ausging, zeigt ein Bericht an die Schweden aus dem Jahr 1693:
„Meisenheim die Statt.
Dieße Statt vnd Schloß ist Gott lob bey dem vorigen undt dießem Krieg, da es anfangs hart halten wollen, uff vielfaltiges Sollicitiren und Verschicken der fürstlichen Fraw Wittib vnd jetzigmahligen Administratorin des Herzogthumbs von der sonst in der Nachbahrschaft leider allzu viel vor Augen liegenden Desolation verschonet geblieben, außer daß mann hier undt da an denen Thürmen der Statt verschiedene Brechen gemacht und das Ansehen selbiger in etwas verschändet. Die schwere Winter Quartier aber, womitt sie jährlich belegt, undt so die Unterthanen uffs härteste drücken, in Ansehung, das in diesem kleinen Orth, wo über 139 Bürger nicht wohnen, jedes Jahr 5 biß sechß Compagnien zu Pferdt benebens 10, 12 undt mehr Compagnien zu Fuß logiren müßen, hatt hochermelte fürstliche Fraw Wittib bißhero zu verhindern nicht vermogt.“
Vermutlich war der Marquis de Boufflers der Ansprechpartner, an den sich die Pfalzgräfin-Witwe mit ihren Bitten wandte. Es ist bekannt, dass der General die Verwüstungspolitik eher kritisch sah.
Auch wenn ihre Handlungsmöglichkeiten durch die französische Besatzungsherrschaft und den fortdauernden Krieg stark eingeschränkt waren, versuchte Charlotte Friederike als offizielle Administratorin den Wiederaufbau des Landes einzuleiten und weitere Zerstörungen zu verhindern, womit sie teilweise auch Erfolg hatte. Nach dem Tod des schwedische König Karl XI. im April 1697 endete ihre Statthalterschaft, als der neue König Karl XII. (1682-1718) den Grafen Gabriel Oxenstjerna zum Gouverneur des Herzogtums Zweibrücken ernannte.
Pfalzgräfin Charlotte Friederike zog sich Ende 1697 mit einer kleinen Hofhaltung in das Schlösschen in Dörrmoschel zurück, das ihr als Witwengut zur Verfügung stand. In Dörrmoschel blieb sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1712. Dort ist sie als wohlwollende Ortsherrin in guter Erinnerung geblieben. Beigesetzt wurde sie in der Ludwigsgruft der Meisenheimer Schloßkirche. Herzog Gustav Samuel Leopold ließ im Jahr 1721 in der Grabkapelle der Schloßkirche eine Gedenktafel für Charlotte Friederike errichten.